Dlouhá Ves (Langendorf)

“Tal der gläsernen Schönheit und des hölzernen Brotes”

Seit dem 13. Jahrhundert war Dlouhá Ves Sitz des Adelsgeschlechts Dlouhoveský von Dlouhá Ves. Die Adeligen  siedelten in einer Festung aus dem 13. Jahrhundert entlang dem Weg von Sušice über Tuškov nach Kašperské Hory. Davon auch der Name. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1290. Blajislav “de Longa villa” war der Gründer des Dlouhoveský-Geschlechtes und der erste Besitzer des Dorfes. Nach dem Verkauf des Dorfes 1470 haben die Besitzer oft gewechselt, z. B. Tomek von Čejkovy, Familie Litic aus Dubno oder Jan Jiří Schumann mit seiner Ehefrau Anna Dorothea, die das Dorf vom Grund auf verändert haben. Die Ritterfestung wurde von Jan Jiří Schumann zum Barockschloss mit der Schlosskapelle zum hl. Kreuz umgebaut. Die gotische Kirche von 1368 wurde um zwei Barock-Kapellen vergrößert und 1710 kam eine neue Glocke dazu. Jan Jiří Schumann mit seiner Ehefrau Anna Dorothea sind hier begraben. Die Schumanns haben sich um den Aufschwung verdient gemacht, mussten aber das hoch verschuldete Eigentum verkaufen. 1787 besaß Josef Enis Dlouhá Ves, der das Dorf weiter an Jan Josef Schwarzenberg verkaufte. Dlouhá Ves hatte sich sehr eng mit der Herrschaft in Prášily verbunden und verlor deshalb seine Selbständigkeit. Die Schwarzenberger behielten Dlouhá Ves bis 1930. Sie erweiterten das Dorf um den Teil Nová Dlouhá Ves, wo sie entlang der Straße nach Kašperské Hory 22 Dachgiebelhäuser für ihre Arbeiter erbauen ließen. Sie gründeten dort auch ein Sägewerk und einen Anlegeplatz für Flößer.    

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts belieben im Dorf Dlouhá Ves 37 jüdische Händler (die meistens mit Leder und Leinen handelten) und besiedelten den freien Platz zwischen den Hof und der Kirche. Dank derer wurde hier eine kleine Synagoge mit einem Friedhof erbaut, die 1937 abbrannte und dann abgerissen wurde. Den alten jüdischen Friedhof mit den Grabsteinen aus dem 18. und 19. Jahrhundert findet man dort aber noch heute.Die Familie Schwarzenberg verlor im Jahre 1930 ihr Eigentum. Das Schloss mit der Kapelle fing an zu verfallen und während des Zweiten Weltkrieges diente es als Lager für französische Häftlinge. 1949 brannten Schloss und Kapelle ab und der Torso wurde im Mai 1984 abgerissen. Dort, wo damals das Schloss stand, befindet sich heute der Hof Šumavský statek Dlouhá Ves. An die Zeiten, in denen in Dlouhá Ves der Adel regierte, erinnert nur der alte Brunnen inmitten des Hofes.